Liebe Bürgerinnen und Bürger, liebe Besucher dieser Seite,

normalerweise ist es für mich kein Problem nach Einsätzen für unsere Internetseite einen entsprechenden Artikel zu verfassen. Nicht so nach dem vergangenen Einsatz. Für mich, genau wie für die anderen Kameraden unserer Wehr, ist es selbstverständlich bei ertönen des Piepers oder der Sirene sofort das Gerätehaus aufzusuchen und dort Hilfe zu leisten wo sie benötigt wird.

Wir trainieren immer wieder mögliche Szenarien  um bestmögliche vorbereitet zu sein. Doch leider gibt es auch für uns immer wieder Einsätze die uns physisch aber vielmehr psychisch an unsere Grenzen führen.

Rückblick:

Am Freitag, dem 02.09.2016, führten die Kameraden Ihren 14-tägigen Dienstabend durch. Gegen 21:15 Uhr wurde dieser beendet und die Küchencrew bot noch die Möglichkeit sich zu stärken. Bei einer leckeren Wurst saßen noch einige Kameraden gemütlich beisammen. Gegen 23:30 Uhr bemerkten die Kameraden, dass im Dorf ein Rauchgeruch in der Luft liegt. Nur einige Minuten später nahmen die Kameraden den Geruch stärker wahr und entdeckten ganz in der Nähe einen Feuerschein. Sofort wurde einem Kameraden klar: „Das ist mein Haus“. Die Kameraden zogen sich sofort um und fuhren mit dem ELW zum vermuteten Einsatzort. Zeitgleich rief eine Bewohnerin des Mühlweges in der Leitstelle an und berichtete einen Dachstuhlbrand. Der Kamerad, dessen Familie sich zu diesem Zeitpunkt noch im Brandobjekt befand, zögerte keine Sekunde und rannte in seine Wohnung um Frau und Kinder in Sicherheit zu bringen. Glücklicherweise ist durch das beherzte Eingreifen niemand zu Schaden gekommen. Eine weitere Familie deren Wohnung sich im Erdgeschoss befand war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause.  Die weiteren eintreffenden Kameraden der Röblinger Wehr begannen sofort mit den Löscharbeiten. Zeitgleich alarmierte die Leitstelle die Wehren aus Amsdorf, Wansleben, Stedten, Erdeborn/Lüttchendorf, Hornburg, Aseleben, Seeburg, den Rettungsdienst MSH sowie die Drehleiter aus Helfta. Wenige Minuten später befanden sich knapp 96 Einsatzkräfte am Brandobjekt und versuchten das Feuer schnellstmöglich unter Kontrolle zu bringen. Durch bauliche Gegebenheiten war es nur möglich den Dachstuhl mittels Drehleiter zu löschen. Rettungsdienstlich musste zum Glück niemand versorgt werden. Aus Fürsorgegründen entschied sich der Gemeindewehrleiter das KIT (Kriseninterventionsteam) anzufordern. Die Mitarbeiter trafen circa 45min später ein und kümmerten sich um alle Bewohner.  Unterdessen fanden sich im Gerätehaus weitere Kameraden ein. Da diese Kameraden aus gesundheitlichen und alterstechnischen Gründen nicht am Einsatz teilnehmen konnten organisierten sie kurzerhand die komplette Verpflegung der restlichen Kameraden. Denn bereits jetzt war absehbar das dieser Einsatz mehrere Stunden dauert. Während die Kameraden weiter damit kämpften das Feuer unter Kontrolle zu bringen wurde der Bereitschafsdienst der FTZ (Feuerwehrtechnische Zentrale) abgerufen. Der zuständige Kamerad erhielt eine grobe Materialliste. Diese Tauschmaterialien konnten somit auf das Bereitschaftsfahrzeug verladen und vor Ort in Röblingen von allen Wehren zum Einsatzende hin getauscht werden. Somit ist wieder eine sofortige Vollständigkeit und die damit verbundene Einsatzbereitschaft aller Fahrzeuge gewährleistet. Während der Löscharbeiten gab es an der Helftaer Drehleiter ein technisches Problem. Da sich dieses nicht ohne weiteres Beheben lies musste eine weitere Drehleiter aus Teutschenthal nachgefordert werden. Das Feuer war, bedingt durch die Größe des Hauses, nach wie vor noch nicht gelöscht. Immer wieder flammten Glutnester und Feuer auf. Die Familie deren Wohnung sich im Erdgeschoss befand war zwischenzeitlich an der Einsatzstelle eingetroffen. Sie machten darauf aufmerksam, dass sich in ihrer Wohnung noch Tiere befanden. Die Kameraden durchsuchten, soweit möglich, die Räume und konnten fast alle Tiere unversehrt ins Freie bringen. Durch die Lehmstruktur des Hauses musste das Bauamt der Gemeinde konsultiert werden. Da ein Einsturz, bedingt durch das Löschwasser, der Zwischendecke nicht ausgeschlossen werden konnte. Nach Absprache mit dem Bauamt befahl der Einsatzleiter nur noch von außen zu löschen. Diese Bedingung erschwerte natürlich das Bekämpfen des Feuers und der Glutnester im Inneren.

 

Gegen 04:00 Uhr morgens kamen die ersten Kameraden etappenweise für eine kurze Pause ins Gerätehaus und konnten sich bei einer Tasse Kaffee, Wasser, Röster und Bockwurst stärken. Gegen 8 Uhr wurde noch ein Frühstück angeboten und die ersten Wehren konnten zurück in Ihre Geräthäuser verlegen. Die Nachlöscharbeiten betreuten weiterhin die Kameraden der Röblinger Wehr sowie die Kameraden aus Teutschenthal.  Auch am Samstagvormittag flammte das Feuer immer wieder auf.

Bis zum späten Nachmittag befanden sich unsere Kameraden am Einsatzort.

Bereits am Samstagmorgen wurden seitens der Angehörigen einiger Feuerwehrkameraden Sachen und Spielzeug für die Kinder gebracht. Beiden Familien blieb nichts als das was sie bei sich hatten.

Dieser Einsatz wird unsere Kameraden noch lange beschäftigen. Jeder einzelne versucht in dieser schwierigen Zeit für den betroffenen Kameraden und seine Familie da zu sein und zu helfen. Dafür steht unsere Kameradschaft.

Dennoch möchte auch ich vielen Leuten an dieser Stelle Danke sagen. Allen voran den Einsatzkräften die mit allen Mitteln versuchten das Haus zu retten. Es war seit langem ein physisch sowie psychisch außergewöhnlicher Einsatz. Weiterhin einen großen Dank an den Bürgermeister Jürgen Ludwig sowie der Verwaltung Seegebiet ML. Völlig unbürokratisch wurden noch in der Nacht die ersten Hilfsmaßnahmen eingeleitet. Ein Dank an Frank Okon nebst Frau. Sofort stellten sie uns Würstchen und Brötchen zur Verfügung als wir gegen 00:15 Uhr vor deren Haustür standen.

Den Familien wünsche ich alles Gute und hoffe, dass diese sich baldmöglichst von diesem Erlebnis erholen.

Im Namen der Wehrleitung

Sandra Pospieszynski